Wirtschaftstermine der kommenden Woche – das sollten Anleger wissen
In der kommenden Woche stehen gleich mehrere marktbewegende Konjunktur- und Inflationsdaten auf dem Kalender. Besonders im Fokus: Aussagen der Notenbanken, aktuelle Signale zur Konjunktur in den USA sowie neue Inflationszahlen aus der Eurozone. Für Trader und Investoren lohnt es sich, diese Termine im Blick zu behalten – Volatilität ist an solchen Tagen die Regel, nicht die Ausnahme.
Montag, 01.12. – Notenbank-Kommunikation & US-Industrie
02:05 Uhr – Rede des designierten BoJ-Gouverneurs Ueda (Japan)
Die Bank of Japan spielt eine Sonderrolle im globalen Zinsumfeld, da sie trotz hoher Inflation lange an einer ultra-lockeren Geldpolitik festgehalten hat. Aussagen von Ueda können:
- Hinweise auf eine mögliche Abkehr von Negativzinsen liefern,
- den Yen deutlich bewegen,
- und indirekt auch auf Carry Trades und globale Liquidität wirken.
Für Devisentrader sind BoJ-Reden oft Auslöser kräftiger Bewegungen im USD/JPY und in Yen-Crosses.
14:00 Uhr – Rede von Fed-Chef Jerome Powell (USA)
Wenn der Vorsitzende der US-Notenbank spricht, hört der Markt genau hin. Entscheidend ist jedes Wort zu:
- künftigen Zinsschritten (Pause, weitere Anhebungen oder erste Senkungsperspektiven),
- der Einschätzung von Inflation und Arbeitsmarkt,
- und dem generellen Risikobild für die US-Wirtschaft.
Schon Nuancen im Tonfall („hawkish“ vs. „dovish“) können Aktien, Anleihenrenditen, den US-Dollar und Edelmetalle wie Gold und Silber stark bewegen.
16:00 Uhr – ISM Manufacturing PMI (USA)
Der Einkaufsmanagerindex des ISM für das verarbeitende Gewerbe ist einer der wichtigsten Frühindikatoren für die US-Konjunktur. Er zeigt, wie es um Auftragseingänge, Beschäftigung und Produktion in der Industrie steht.
- Werte über 50 signalisieren Expansion, darunter Kontraktion.
- Ein überraschend starker Wert kann die Rezessionssorgen dämpfen, schwache Daten verstärken sie.
- Besonders relevant für zyklische Aktien, Industrieunternehmen und Rohstoffe.
Dienstag, 02.12. – Inflationsdaten aus der Eurozone
Um 11:00 Uhr wird es gleich mehrfach spannend – dann veröffentlicht Eurostat eine ganze Serie an Inflationsdaten, die für die Geldpolitik der EZB entscheidend sind.
11:00 Uhr – Kern-Verbraucherpreisindex (HVPI) (Monat & Jahr)
Der Kern-HVPI (ohne Energie und unverarbeitete Lebensmittel) ist für die EZB besonders wichtig, weil er die zugrunde liegende Inflation widerspiegelt. Hier schaut die Notenbank genau hin, wenn es um:
- weitere Zinsschritte bzw. Zinspausen,
- die Bewertung von Lohn- und Dienstleistungspreisen,
- und die mittelfristigen Inflationserwartungen geht.
11:00 Uhr – Harmonized Index of Consumer Prices (HVPI) (Monat & Jahr)
Der gesamte HVPI misst die Inflationsrate im Euroraum und ist die offizielle Zielgröße der EZB. Überrascht der Wert nach oben, steigt der Druck auf die Notenbank, länger restriktiv zu bleiben. Fällt er deutlich schwächer aus als erwartet, könnten die Märkte:
- früher mit Lockererung oder Zinssenkungen rechnen,
- positive Impulse für Aktien sehen,
- während der Euro gegenüber anderen Währungen unter Druck geraten könnte.
Mittwoch, 03.12. – US-Arbeitsmarkt & Dienstleistungssektor
14:15 Uhr – ADP Employment Change (USA)
Der ADP-Bericht misst die Beschäftigungsentwicklung im privaten Sektor und gilt als Vorbote für die offiziellen US-Arbeitsmarktdaten (Non-Farm Payrolls). Auch wenn die Korrelation nicht perfekt ist, reagiert der Markt vor allem auf starke Abweichungen von den Erwartungen.
- Starke Zahlen stützen das Bild einer robusten US-Wirtschaft → tendenziell stärkerer Dollar, höhere Renditen.
- Schwache Zahlen erhöhen die Spekulation auf lockere Geldpolitik → oft positiv für Gold & Aktien.
16:00 Uhr – ISM Einkaufsmanagerindex (EMI) Dienstleistungen (USA)
Der Dienstleistungssektor macht den Löwenanteil der US-Wirtschaft aus. Der ISM-Index für Dienstleistungen ist daher ein sehr wichtiger Stimmungsindikator.
- Hohe Werte sprechen für eine stabile Nachfrage im Inland,
- schwächere Werte nähren die Sorge vor einer Abkühlung des Wachstums,
- relevant vor allem für Finanztitel, Konsumwerte und Technologieaktien.
Donnerstag, 04.12. – Einzelhandelsumsätze in der Eurozone
11:00 Uhr – Retail Sales (YoY) (Eurozone)
Die jährlichen Einzelhandelsumsätze zeigen, wie es um die Kauflaune der Verbraucher im Euroraum steht. Gerade in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen ist der Konsum ein entscheidender Faktor für die weitere Konjunkturentwicklung.
- Steigende Umsätze: sprechen für eine robuste Nachfrage,
- rückläufige Zahlen: deuten auf Zurückhaltung der Verbraucher hin,
- wichtige Auswirkungen auf Einzelhandelsaktien, Konsumgüterhersteller und Wachstumsprognosen.
Fazit: Eine Woche voller Impulse für Zinsen, Inflation und Wachstumserwartungen
Die kommende Woche liefert ein dichtes Paket an Informationen für alle, die an den Finanzmärkten aktiv sind:
- Notenbanken Reden von BoJ und Fed-Chef Powell können die Zinsfantasie neu justieren.
- Inflation HVPI- und Kerninflationsdaten der Eurozone sind entscheidend für die EZB-Politik.
- Konjunktur ISM-Indizes und ADP-Daten zeichnen ein aktuelles Bild der US-Wirtschaft.
- Konsum Einzelhandelsumsätze zeigen, wie stark der europäische Verbraucher noch ist.
Für Anleger bedeutet das: Termine im Kalender markieren, Positionsgrößen im Blick behalten und auf erhöhte Volatilität vorbereitet sein. Wer die Daten kennt und richtig einordnet, kann Kursbewegungen besser verstehen – und gegebenenfalls gezielt nutzen.
